Wenn dein Körper die Notbremse zieht
Ich nehme diese Zeilen nicht am Schreibtisch auf, sondern an die Wand gelehnt, Wärmekissen im Rücken. Erst Migräne über drei Tage, dann eine ISG-Blockade – sitzen kaum möglich, aufstehen schmerzhaft, denken erschöpft. Keine „ich-reiß-das-jetzt-fix“-Lösung, keine Spontanheilung. Stattdessen: Pause. Unfreiwillig, unkomfortabel, aber ehrlich.
Diese Zwangspause hat mir gezeigt: Ich erwarte oft sofortige Ergebnisse – im Körper, in der Planung, im Business. Und wenn „sofort“ nicht klappt, erhöhe ich den Druck. Kommt dir das bekannt vor?
Erkenntnis #1: Alles, was langfristig gut werden soll (Gesundheit, Business, Struktur), entsteht nicht im Hauruckverfahren, sondern in kleinen, stetigen Schritten.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Weitere InformationenWarum wir uns überfordern (und es nicht merken)
1) Fremdmaßstäbe statt Eigenrhythmus
Social, Vergleiche, „Hustle“-Stories: Wir laufen Tempi hinterher, die nicht unsere sind. Ergebnis: innere Zerrissenheit.
2) „Noch schnell eins mehr“-Denken
Kurzfristige Intensiv-Sprints gaukeln Fortschritt vor, kosten aber Substanz. Was fehlt, ist Kontinuität.
3) Alles-auf-einmal-Planung
Monster-To-do-Listen und Projekte ohne Zerlegung. Sichtbar ist nur der Berg, nicht der nächste Tritt.
Erkenntnis #2: Kontinuität schlägt Intensität. Jeden Tag ein klarer Schritt ist stärker als sporadische Überperformance.
Neustart heißt nicht Vollgas – sondern richtiges Gas
Dein Tempo ist das Maß
Leistungssport-Tempo passt nicht zu Marathon-Zielen im Alltag. Frag dich: Bei welchem Tempo atme ich frei? Wo kann ich sprechen, denken, fühlen – und bleibe stabil?
Kapazität vor Kalender
Nicht: „Wieviel passt rein?“ Sondern: „Wieviel tragfähig ist heute?“ Gesundheit, Schlaf, Schmerzlevel, mentale Last – das sind Kapazitätsfaktoren. Sie entscheiden über Qualität.
Fortschritt sichtbar machen
Mikro-Wins zählen: heute aufstehen in 10 statt 30 Minuten, 15 Minuten konzentriert geschrieben, eine Übung gemacht. Dokumentiere es. Dein Gehirn braucht Belege.
9 Tools für einen sanften, wirksamen Neustart
1) Minimum Viable Day (MVD)
Definiere den kleinstmöglichen sinnvollen Tag:
1 Priorität (One Thing),
1 Körper-Akt (z. B. 10 Min. Physio/Spaziergang),
1 Verbindung (kurze Nachricht an Mensch X oder an dich: Journaling 5 Min.).
Alles andere ist Bonus.
2) WIP-Limit (Work in Progress)
Max. 2 parallele Themen (z. B. Kundenprojekt + Physio). Neues erst starten, wenn eines fertig ist. Das senkt inneren Lärm und erhöht Abschlussquote.
3) Energie-Check am Morgen (2 Min.)
Skala 1–10: Körper, Kopf, Emotion. Bei <6: Umfang reduzieren, Puffer einplanen, Meetings bündeln oder verschieben. Kapazität steuert Planung – nicht umgekehrt.
4) 45/10-Rhythmus
45 Minuten fokussiert, 10 Minuten regulieren: Wasser, Atem (3× tief), Schulterkreisen. Bei Schmerzen: kürzer, aber regelmäßig (25/5).
5) Reizreduktion in Wellen
Zweimal am Tag Input-Fenster (Mails/Messenger je 15–20 Min.). Dazwischen Flugmodus/Fokusmodus. Heilung und Klarheit brauchen Stille.
6) Abend-Reset (5 Minuten)
Drei Zeilen:
Das war heute gut: …
Gelernt/angepasst: …
Morgen: ein Schritt: …
Damit schließt du den Tag und startest sortiert.
7) Scope-Schere
Wenn etwas „zu groß“ wirkt, Schere auf:
Ziel → Meilenstein → Aufgabe (<60 Min.) → erster 15-Min.-Schritt.
Erst wenn der erste Schritt klar ist, gehört es in den Tag.
8) Körper zuerst
Wärme/Kälte, Schmerzmanagement, Mini-Mobilisation (Katze-Kuh, Beckenkippen, sanftes Gehen). Regulierter Körper = klarerer Kopf. Plane es zuerst ein.
9) Sprache, die trägt
Streich „muss/noch schnell/nur kurz“. Ersetze durch: „Heute wähle ich…“, „Morgen dran: …“. Sprache ist Steuerung.
So könnte ein tragfähiger Neustart-Tag aussehen (Beispiel)
07:45 Energie-Check (Körper 5/10 → kurzer Tag, mehr Pausen).
07:50 Minimum Viable Day festlegen: One Thing „Angebotsentwurf Abschnitt A“, 10 Min. Physio, 5 Min. Journal.
08:15–09:00 Fokusblock → Abschnitt A Rohtext.
09:00 10-Min.-Pause: Wasser, Atem, Schultern.
09:15–09:40 Mail-Fenster (bündeln, priorisieren).
11:30 10 Min. Physio.
13:00 Walk & Breathe 10–15 Min.
15:00 Zweites Input-Fenster 15 Min.
17:15 Abend-Reset: „Gut: Abschnitt A fertig. Morgen: Abschnitt B 45 Min. – Termin blocken.“
Nicht heroisch. Aber stetig. Genau das baut Substanz.
Häufige Stolpersteine – und wie du sie umgehst
„Ich hole alles nach, wenn es mir besser geht.“
Nein. Du startest klein – gerade weil es dir besser gehen soll.
„Ich plane erst wieder, wenn ich 100 % bin.“
Plane für 60–70 %. Perfekte Tage sind kein System.
„Andere schaffen mehr.“
Andere sind nicht dein Maßstab. Dein Tempo ist die Metrik, die du langfristig halten kannst.
„Ohne Social Media verpasse ich was.“
Du verpasst vor allem Überreizung. Setze Input-Fenster und mute den Rest.
Zwei Fragen, die alles verändern können
Reflexionsfrage 1
Was wäre, wenn du dir erlaubst, konsequent in deinem Tempo zu gehen – ohne Reue, ohne Rechtfertigung?
Schreibe 5 Minuten: Woran erkennst du dein Tempo? Wie fühlt es sich an? Was brauchst du dafür täglich?
Reflexionsfrage 2
Was wäre, wenn du weniger tust, aber mehr umsetzt?
Liste 3 Dinge, die heute einen echten Unterschied machen. Streiche alles, was nur „beschäftigt“.
Checkliste: Neustart in 10 Minuten
- Energie-Check & MVD definieren
- One Thing als Kalendereintrag blocken
- WIP-Limit auf 2 setzen
- Fokusblock starten (Timer)
- Benachrichtigungen aus, Input-Fenster terminieren
- 10-Min.-Regeneration fest einplanen
- Mini-Movement erledigen
- „Sprache, die trägt“ nutzen
- Abend-Reset schreiben
- Mikro-Win feiern (sichtbar markieren)
Fazit
Zwangspausen sind unbequem – und oft die ehrlichsten Lehrer. Sie erinnern uns daran, dass Tempo, Tragfähigkeit und Tiefe wichtiger sind als Tempo-Rausch. Nimm dir dein Tempo zurück. Mach kleine, klare Schritte. Kontinuierlich.
Wenn du spürst, dass du dein System neu sortieren willst, melde dich gern zum kostenfreien Klarheitsgespräch – wir stellen deinen Alltag so auf, dass er dich trägt.