#106 – Top 3 vs. One Thing – welche Methode dich wirklich voranbringt

Du kennst die Tage, an denen du 17 Häkchen machst – und trotzdem nichts Wichtiges passiert ist. Genau hier setzen zwei bekannte Fokustools an: Top 3 und One Thing. Beide können großartig sein, beide können blockieren. Der Schlüssel: Wissen, wann was passt – und wie du beides kombinierst.

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Was genau bedeuten die Methoden?

Top 3 – die drei wichtigsten Aufgaben des Tages

Du legst maximal drei priorisierte Aufgaben fest, die dich heute spürbar voranbringen. Mehr als drei? Funktioniert im Alltag selten.

Stärken: realistisch, flexibel, kompatibel mit mehreren Rollen/Projekten.

Risiko: aus Top 3 wird schnell Top 10; To-dos sind oft zu groß.

One Thing – die eine Sache mit der größten Hebelwirkung

Du entscheidest dich für eine Aufgabe, die – erledigt – alles andere leichter oder überflüssig macht (Gary Keller).

Stärken: maximale Klarheit, starke Fortschritte an Schlüsselprojekten.

Risiko: unpraktisch an vielseitigen Tagen; Frust, wenn die eine Sache stockt; Kleinkram staut sich.

Dringend vs. Wichtig – die stille Stolperfalle

Top 3 laufen häufig mit Dringendem voll. Das Wichtige wird dadurch irgendwann selbst dringend – und frisst Fokus.

Gegenmittel: Jede Top-3-Aufgabe muss eine Zielverbindung haben („Bringt mich das meinem Quartalsziel heute konkret näher?“).

Typische Fehler – und bessere Alternativen

Mammut-To-dos

  • Schlecht: „Steuererklärung machen“, „Angebot ausarbeiten“
  • Besser: Legosteine (10–45 Min)
    • „ELSTER einloggen & Checkliste drucken (10)“
    • „3 Nutzen-Bulletpoints fürs Angebot schreiben (20)“

Top-3 wird zur Sammelliste

  • Schlecht: Drei große Blöcke + „noch mal schnell…“

  • Besser: 1 Hebel-Aufgabe + 1 Routine + 1 Mini (≤10 Min)

    → Fortschritt + Systeme am Laufen + Momentum.

Vage One-Thing-Formulierungen

  • Schlecht: „Am Buch schreiben“
  • Besser: „Gliederung Kapitel 2 finalisieren & Einleitung (300 Wörter)“

Zero-Flexibilität bei One Thing

  • Schlecht: Wenn’s hakt, ist der Tag gelaufen.
  • Besser: Fallback-Liste (2–3 Mini-Hebel) für Blockaden (Technik/Low-Energy).

Wann eignet sich welche Methode?

One Thing, wenn …

  • du einen Deep-Work-Slot (≥60–120 Min) schützen kannst,
  • ein Hebelprojekt Vorrang hat (Launch, Buch, Angebot, Sales-Page),
  • du überfordert bist und radikale Klarheit brauchst.

Top 3, wenn …

  • mehrere Verantwortlichkeiten parallel laufen (Kunden, Team, Familie),
  • Abhängigkeiten/Aufgabenwechsel zu erwarten sind,
  • du realistisch liefern willst und trotzdem am Hebelthema weitermachen möchtest.

Der beste Weg: Hybrid statt Dogma

Kombiniere die Stärken:

  1. One-Thing-Block am Vormittag (frischeste Energie)
    • 60–120 Min Deep Work für das Hebelprojekt.
    • Startsignal (Kopfhörer, 3 Atemzüge), Störquellen aus, Timer an.
  2. Top-3 für den restlichen Tag
    • 1 Routine (Buchhaltung, Inbox, Content-Pflege),
    • 1 Operative Aufgabe (Kunden/Team),
    • 1 Mini-Hebel (10–20 Min Schritt am großen Thema).

So wächst das Schlüsselprojekt und dein Tagesgeschäft bricht nicht ein.

Entscheidungsbaum für heute

  1. Habe ich ≥90 Min ungestörte Zeit?
    • Ja → One Thing zuerst.
    • Nein → Top-3 definieren (inkl. 1 Mini-Hebel).
  2. Welche Aufgabe macht alles andere leichter?
    • Das ist dein One Thing.
  3. Sind meine Aufgaben klar, leicht, machbar?
    • Wenn nein → weiter runterbrechen, bis Startschritt glasklar ist.

Zwei Tages-Blueprints

A) Vielseitiger Alltag

  • 09:00–10:30 One-Thing-Block: „Sales-Page Abschnitt Hero+Nutzen schreiben“
  • 11:00 Top-3 festziehen/prüfen (3 Min)
  • 11:05–11:30 Routine: „Rechnungen versenden“
  • 13:30–14:00 Operativ: „Kundenkonzept Feedback einarbeiten“
  • 15:30–15:45 Mini-Hebel: „3 FAQ-Fragen für Sales-Page skizzieren“

B) Deep-Work-Tag

  • 08:30–10:30 One Thing
  • 11:00–11:20 Mini-Kleinkram (2–3 Minis bündeln)
  • 14:00–15:00 One Thing (zweiter Block)
  • 15:15–15:30 Review & „nächster Schritt“ notieren

Mikro-Regeln, die dich konsequent machen

  • Maximal drei. Alles andere ist Bonus.
  • Erst Hebel, dann Operatives.
  • Keine Mammuts. Jeder Eintrag braucht einen Startschritt.
  • Fallback-Minis bereitlegen (wenn Technik/Brain hakt).
  • 20–30 % Puffer im Kalender + Übergänge (5–10 Min) zwischen Terminen.
  • Nicht-stören-Zeiten aktiv nutzen (System/Handy).
  • Kurz-Review täglich (5 Min): Was war wirkungsvoll? Was halbierst du morgen?

Beispiel: Vom Chaos zur Klarheit (konkret)

Vorher – Top-3 (zu groß):

  1. „Angebot ausarbeiten“
  2. „Podcast vorbereiten“
  3. „Buchhaltung“

Nachher – Hybrid & klein:

  • One Thing (09:00–10:15): „Angebots-Nutzen in 5 Bullets + Preisanker formulieren“
  • Top-3:
    1. Routine (20 Min): „Eingangsrechnungen Q2 verbuchen“
    2. Operativ (30 Min): „Podcast-Folge #27 Outline + Hook schreiben“
    3. Mini-Hebel (15 Min): „2 Kundenzitate fürs Angebot sammeln“

Ergebnis: Sichtbarer Fortschritt am Hebel-Projekt und Tagesgeschäft erledigt.

Was, wenn beide Methoden heute nicht zünden?

  • Energie ultra niedrig: 3× Minis (10–15 Min) wählen, um Momentum aufzubauen.
  • Überrollt von Dringendem: Nur eine wichtige Mini-Hebel-Aufgabe einschieben (10–20 Min).
  • Blockade im One Thing: 5-Min-Schritt definieren (Datei öffnen, Gliederung ergänzen, 150 Wörter). Danach neu entscheiden.

Fazit

Du brauchst kein Entweder-oder. One Thing schenkt dir Tiefe und Hebel. Top-3 gibt dir Alltagstauglichkeit. Kombiniert – mit klaren Mini-Schritten, Puffer und kurzen Reviews – bekommst du beides: Fortschritt am Wesentlichen und Zuverlässigkeit im Tagesgeschäft.

Dein nächster Schritt (jetzt):

Formuliere ein One-Thing für morgen mit klarem Startschritt und definiere deine Top-3 (1 Routine, 1 Operativ, 1 Mini-Hebel). Blocke den ersten 90-Min-Slot im Kalender.