Das glitzernde Versprechen
Du arbeitest an deinem Plan – bis plötzlich ein neues „Must-have“ auftaucht: eine frische Content-Methode, ein Kurs, ein Tool, das „alles auf ein neues Level“ hebt. Begeisterung kickt, du springst rüber … und zwei Wochen später kommt das nächste Einhorn. Ergebnis: viel Anlauf, wenig Strecke.
Dieses Muster hat einen Namen: Shiny-Object-Syndrom. Es beschreibt die Tendenz, aus FOMO, Neugier und kurzfristigem Dopamin immer wieder auf Neues zu springen – statt die aktuelle, sinnvolle Strategie in die Tiefe zu bringen.
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Weitere InformationenWarum „Neu“ so unwiderstehlich wirkt
1) Dopamin statt Dauerlauf
Neues gibt uns einen Motivations-Kick. Umsetzung dagegen bedeutet Routine, Reibung und manchmal Durststrecken. Der Kick verfliegt – und wir suchen den nächsten.
2) Angst vor Festlegung
„Was, wenn ich auf das falsche Pferd setze?“ Diese Angst hält uns im Evaluate-Modus. Wir probieren viel an – und committen uns zu wenig.
3) Illusion schneller Ergebnisse
Marketing verspricht gern Abkürzungen. Die Realität: Ergebnisse brauchen Klarheit, Konsistenz und Zeit. Wer ständig wechselt, resetet seine Lernkurve immer wieder bei Null.
4) Vergleich & Rauschen
Social Feeds sind Einhorn-Karusselle. Ohne Filter ist es schwer, bei der eigenen Linie zu bleiben.
Symptome (Na, hab ich dich ertappt?)
- Häufige Kurs-/Tool-Wechsel, wenig abgeschlossene Umsetzungen
- Viele Ideenlisten, wenige messbare Outcomes
- Starkes „Jetzt sofort alles ändern!“-Gefühl nach jedem Impuls
- Strategien werden verworfen, bevor sie 3–6 Monate sauber gelaufen sind
Der Wechsel kostet dich mehr, als du glaubst
Jeder Sprung verursacht Kontext- und Reibungsverluste: neues Setup, neue Lernzeit, neue Fehler. Dazu kommt Opportunity Cost: Jede Stunde Neuaufsetzen fehlt in der Tiefe – dort, wo Wirkung exponentiell wird (z. B. bessere Conversion, effizientere Prozesse, stärkere Community).
Der Ausweg: Fokus statt Feuerwerk
1) Die Fokus-Formel (täglich)
Was bringt mich meinem Ziel heute konkret näher?
Diese Frage killt 90 % der Einhörner. Wenn ein Impuls keinen unmittelbaren Nutzen für dein aktuelles Quartalsziel hat, kommt er nicht auf die Tagesliste.
Tipp: Formuliere dein Quartalsziel als Outcome (z. B. „X Leads/Monat“ statt „mehr posten“). So prüfst du klarer.
2) Der Ideen-Container (ohne Umsetzungspflicht)
Neues ist nicht verboten – es bekommt nur einen Parkplatz.
So geht’s:
- Ein zentrales Dokument/Board „Ideen-Container“
- Für jeden Fund: 1-Satz-Nutzen, Aufwand (S/M/L), Reifegrad (Jetzt/Später/Nice-to-have)
- Review-Rhythmus: 14-tägig oder monatlich, niemals ad hoc zwischendurch
- Regel: Nur wenn ein Item ein bestehendes Ziel nachweislich schneller/besser erreichbar macht, darf es in die aktive Pipeline.
3) Commitment-Fenster (6–12 Monate)
Triff eine bewusste Entscheidung: eine Kernplattform, ein Akquise-Pfad, ein Hauptangebot.
Lege ein Zeitfenster fest (z. B. 6 Monate) mit klaren Prozess- und Ergebnis-KPIs:
- Prozess-KPIs (wöchentlich steuerbar): z. B. 2 Long-form-Beiträge, 1 Newsletter, 3 Outreachs
- Ergebnis-KPIs (lagging): z. B. Leads/Monat, Conversion-Rate, Umsatz
Wichtig: Während des Fensters keine Grundsatzwechsel. Optimieren – ja. System sprengen – nein.
4) Der 5-Minuten „Shiny-Check“
Wenn ein neues Einhorn auftaucht, prüfe in 5 Minuten:
- Ziel-Fit: Hilft es meinem aktuellen Quartalsziel? (Ja/Nein)
- Ersatz oder Ergänzung: Ersetzt es etwas mit belegter schlechter Performance oder bläht es nur auf?
- Beweis: Gibt es belastbare Cases/Numbers für meinen Kontext?
- Aufwand vs. Hebel: Was kostet es, bis zum ersten messbaren Ergebnis? (Zeit/Geld/Fokus)
- Timing: Passt es ins Commitment-Fenster? Wenn nein → in den Ideen-Container.
Nur bei 5× „Ja“ erwägenswert – sonst parken.
5) Anti-Rauschen-Hygiene
- Feed-Diät: Entfolge/ stummschalte Quellen, die dich regelmäßig in Aktionismus treiben.
- Input-Slots: Konsum nur in geplanten Zeitfenstern (z. B. 2×/Woche 30 Min).
- Mentor-Monokultur: Max. eine führende Stimme pro Thema – sonst widersprechen sich Ansätze permanent.
6) Tiefe gewinnt: kleine Loops, große Wirkung
Statt neu zu starten, vertiefen:
- Shippen (Version 1 live)
- Messen (eine Kennzahl pro Asset)
- Iterieren (eine Verbesserung je Loop)
- Standardisieren (Checkliste/Template)
- Automatisieren/Delegieren (wenn stabil)
So baut sich Momentum – und Entlastung – auf.
Mini-Playbook für deinen Alltag
Morgens (2 Min):
- Fokus-Frage beantworten
- 1–3 Tages-Outputs notieren (nicht Inputs!)
Mittags (1 Min):
- Shiny-Check bei neuen Impulsen → Container
Abends (3 Min):
- Haken an Outputs
- 1 Lernpunkt, 1 Mikro-Verbesserung für morgen
Fazit
Das Shiny-Object-Syndrom ist verführerisch – und teuer. Wer gewinnt, ist selten der/die mit den meisten Tools, sondern der/die mit der meisten Konsistenz. Mit Klarheit, einem Ideen-Container, festen Commitment-Fenstern und der Fokus-Formel bringst du Ruhe in dein System, Tiefe in deine Arbeit – und kommst endlich spürbar voran.
Merksatz: Weniger anfangen. Mehr abschließen.